Ihr hängt dank Covid-19 den ganzen Tag am Smartphone? Dann nutzt das kleine Wundergerät doch mal, um Sexting oder Telefonsex auszuprobieren. Das macht nicht nur Spaß, sondern kann Paaren oder Sexfreund*innen helfen, sich neu und besser kennenzulernen. Kolumnistin Mascha hat 5 Tipps parat.
Zügellose Leidenschaft, prickelnde Erotik – davon können viele aktuell nur träumen. Ich habe mir zu Corona vs. Sex ja bereits so meine Gedanken gemacht. Und Telefonsex und Sexting, aufmerksame Leser*innen werden es registriert haben, bereits als Alternative für körperliche Interaktion ins Rennen geworfen. Zur Erinnerung, Sexting, das ist die als Textnachricht verpackte Variante von gesprochenem Dirty Talk. Aber wenn wir mal ehrlich sind: So einfach wie das klingt, ist es gar nicht. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Wenn zwei Menschen in zwei verschiedenen Wohnungen ein Smartphone zur Hand nehmen und versuchen, per Stimme oder Nachricht sexy Vibes zu kreieren, kann das ganz schnell ganz albern werden. Oder es gibt unangenehme Pausen. Oder man reitet in zwei völlig verschiedene Richtungen. Unabhängig davon, wie lange sich Paare oder neue Date-Partner schon kennen. Doch wann, wenn nicht in Zeiten fieser Kontaktsperren – danke, Covid-19 – wäre ein neuer Versuch in Sachen Telefon- und Cybersex angebracht? Vielleicht helfen die folgenden Tipps und Erfahrungen einer ebenfalls lange skeptisch gewesenen Sex-Kolumnistin (mir) ja dabei.
1. Langsam rantasten
Ein kleiner Fantasiedialog via Smartphone in Zeiten von Corona: Person A: „Mir geht’s nicht so gut. Die Isolation macht mich fertig, und wenn ich die Nachrichten lese, will ich nur noch heulen.“ Person B: „Mhm, interessant… aber weißt du was, ich stelle mir grad vor, wie du nackt auf meinem Gesicht sitzt.“ So könnten sie aussehen, die spontanen ersten Gehversuche in Sachen Sexting oder Telefonsex. Doch Corona hin oder her, das ist sehr wahrscheinlich nicht der richtige Weg. Ein mit-der-Tür-ins-Haus-fallen mag den Profis gelingen, allen anderen möchte ich anraten, sich langsam ranzutasten. Es macht Sinn, das Gespräch erstmal zaghaft in Richtung Sex zu lenken. Denn gerade jetzt, wo viele Menschen extrem gestresst und sensibel sind, kann ein völlig unvermittelter Einstieg in Dirty Talk als unpassend, gar übergriffig empfunden werden. Hier gilt, was immer gelten sollte: Hört einander zu, achtet auf die Signale des anderen. Wenn man keinen Bock hat, hat man keinen Bock. Bei Paaren, die sich aktuell nicht sehen können, ist das Vermissen der körperlichen Nähe, das gemeinsame Einschlafen ein guter und sanfter Einstieg. Dann kann es konkreter werden. Menschen, deren Basis seit jeher nur das Vögeln war, können sich an die letzte gemeinsame, heiße Zusammenkunft erinnern. Und diese dann verbal beziehungsweise per Text nachspielen.
2. Erst Sexting, dann Telefonsex
Für mich ist das geschriebene Wort ein Metier, in dem ich mich sicher fühle. Macht Sinn, schreiben ist ja auch mein Job. Aber auch vielen anderen fällt es leichter, erstmal per Textnachricht ihren sexuellen Fantasien freien Lauf zu lassen. Meine empfohlene Reihenfolge wäre daher immer: Erst Sexting, dann Telefonsex. Wer schreibt, kann kleine Pausen einbauen, kleine Unsicherheiten werden nicht per Stimme transportiert und man kann sich anschauen, was man da getippt hat, bevor man es verschickt. Dirty Talk per WhatsApp und Co. kann super sexy sein, erhält aber eine gewisse Distanz zum gegenüber. Denn bei Telefonsex muss man sich nicht nur darauf konzentrieren, das Gespräch mit den eigenen Fantasien zu füllen, sondern auch noch, das Ganze mit der Stimme gekonnt rüberzubringen. Per Textnachricht kann man sich erstmal rein auf den Inhalt konzentrieren. Ideal, um sich langsam ranzutasten. Außer, eine weniger wortreiche Variante bringt eure Lust in Wallung: Anrufen, Smartphone neben den Mund oder zwischen die gespreizten Beine legen und einfach die Geräuschkulisse für sich sprechen lassen. Dann ist das Telefonat das Mittel der Wahl.
3. Aber was sage oder schreibe ich denn nun?
Klar im Vorteil sind all jene, für die Dirty Talk beim Sex eh dazugehört. Doch Menschen, die eher die Macher sind, sprich, ihre Körper statt viele Worte sprechen zu lassen, werden beim Thema Sexting wahrscheinlich ein bisschen verkrampfter starten. Aber seht es mal positiv: Praktisch alle Expert*innen bestätigen, dass gute Kommunikation zu gutem Sex dazugehört. Und wer von Partner*innen oder Sex-Dates gerade aufgrund von Corona Abstand halten muss, der hat jetzt richtig viel Zeit zu üben. Am einfachsten gehen sanfte Kommandos wie „ich will, dass du dir dein Höschen ausziehst und langsam anfängst, dich zu streicheln“ von den Lippen beziehungsweise von der Hand. Auch Fragen sind immer ein guter Einstieg: „Worauf hast du gerade Lust? Würde es dir gefallen, wenn ich jetzt neben dir liegen und langsam anfangen würde ?“ Wichtig ist, dass beide die Konversation am Laufen halten, wie in jedem guten Gespräch müssen beide ihren Teil beitragen. Wer sich schon recht sicher fühlt, kann ganze Szenarien kreieren – quasi Regie in seinem eigenen kleinen Porno führen, nur eben ohne Bilder. „Ich komme ins Zimmer, du liegst schon auf dem Bett. Auf dem Weg zu dir ziehe ich mich aus, ganz langsam, ich sehe, wie steif dein Schwanz schon ist. Ich knie mich vor dich, nehme deine Hand und führe sie zwischen meine Beine, damit du spürst, wie feucht ich bin…“ Ist man einmal drin im „Film“, läuft es oft von ganz allein. Praktisch ist, wenn beide die jeweiligen Vorlieben kennen, dann kann das Ganze romantisch oder rough, langsam oder hart und schnell ablaufen. Lasst euch fallen, testet euch aus. Vielleicht kann per Smartphone ja auch eine Fantasie digital ausgelebt werden, an die ihr euch bisher im echten Kontakt noch nicht rangetraut habt?
4. Das richtige Wording beim Sexting
Schwanz, Pimmel, Hoden, Vagina, Muschi, Kitzler… Na, welche Worte munden am besten? Was klingt sexy, was eher nach Biobuch 7. Klasse? Klar ist: Wer entspannten Dirty Talk betreiben möchte, wird schnell merken, dass die Wortwahl ganz entscheidend ist, damit es fluppt. Wenn das relativ niedliche „ich will, dass du meine Muschi leckst“ angenehmer klingt als „Vulva“, dann soll es so sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, fragt einfach nach, welche Begriffe okay sind. Das gilt insbesondere für Wörter wie „Fotze“, die von Haus aus einen rein abwertenden Charakter haben und nur für manche Menschen beim Sex-Talk sexy sind. Auch hier ist Consent gefragt. Generell sind Sexting und Telefonsex, unabhängig von Corona, ideale Spielwiesen, um die eigenen Schamgrenzen zu erkennen und gegebenenfalls zu hinterfragen.
5. Auch für Telefonsex gilt: Habt Geduld und Humor
Auch beim Telefonsex und den vielen Spielarten des Cybersex fallen Meister*innen selten vom Himmel. Ihr müsst lachen? Euch will einfach nicht warm im Höschen werden? Ihr findet nicht die richtigen Worte? Das ist okay! Humor hat auch im Bett noch niemandem geschadet, und Lachen kann Spannungen abbauen. Und wenn es euch auch beim dritten, vierten oder zehnten Mal keinen Spaß macht: Dann ist Sexting vielleicht einfach nicht das Richtige. Die Corona-Krise muss ja nicht bedeuten, dass wir jetzt alle stöhnend am Telefon hängen müssen. Geschmäcker sind und bleiben verschieden. Druck aufbauen und sich gegenseitig stressen ist hier, wie grundsätzlich beim Sex, der falsche Weg. Geduld hat aber ebenfalls noch niemandem geschadet, daher kann es sich lohnen, es immer mal wieder auszuprobieren. Als Paar oder mit anderen Sexpartner*innen.
Aber obacht, eine Warnung zum Schluss: Ganz bewusst schreibe ich hier von Sexting und Telefonsex, nicht von Fotos, Videos oder Skype. Natürlich kann auch das extrem erotisch sein, wenn Corona das Sexleben unangenehm aus den Fugen hebt. Und nicht selten kommt es vor, dass ein neues Tinder-Date nach sexy content jenseits des geschriebenen Wortes fragt. Aber ich rate erneut davon ab, unbedarft Bilder und Videos des eigenen (nackten) Körpers zu verschicken. Wir wissen alle: Was einmal im Netz gelandet ist, lässt sich daraus so schnell nicht mehr entfernen. Natürlich können auch Sprachnachrichten und Texte kopiert und verbreitet werden, daher ist auch dabei ein Grundvertrauen gefragt. Aber Fotos und Clips, die eine Person bei sexuellen Handlungen zeigen, sind an Intimität ja kaum zu überbieten. Und daher extrem sensible Daten. Also habt Spaß – aber passt auf euch auf!